Die ersten Sparkassen und Kantonalbanken

Bereits 1787 setzte in Bern mit der Gründung der Dienstenzinscassa das Zeitalter der Spar- und Leihkassen ein. Genf folgte 1789, Basel 1792 und Zürich 1805.

Bis 1840 entstanden 132 Sparkassen, zuerst in den Städten, ab 1815 auch auf dem Land, davon 106 in den industrialisierten Gebieten der Kantone Aargau, Bern, Zürich, Appenzell Ausserrhoden und Waadt. Die Depression der 1840-er Jahre nahm dann dieser Gründungswelle vorübergehend den Schwung.

Der Wandel des Binnen- und Aussenhandels, der in einigen Kantonen während der Regeneration eingesetzt hatte, kurbelte die Nachfrage nach Zahlungsmitteln und Geschäftskrediten an, was zu einer Geldverknappung führte. Liberale und radikale Industrielle wie Kaufleute setzten sich in ihren Kantonen für die Gründung zentraler Diskontbanken ein. So entstanden erste Kantonalbanken. 1834 jene von Bern, 1837 die Bank in Zürich sowie die Bank in St. Gallen, 1844/45 die Bank in Basel und 1845 die Kantonalbank der Waadt. Der wirtschaftliche Zusammenschluss des Landes 1848 dämpfte deren Erfolg. Ende 1850 waren in der Schweiz neben etlichen, meist alteingesessenen Privatbanken die Bank Leu, fünf Kantonal-, drei Hypothekar-, zwölf Lokalbanken und 150 Sparkassen tätig.

 

Das Bankensystem nach 1850

Mit dem Aufkommen der Grossbanken in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm das Schweizer Bankensystem seine moderne Gestalt an. Der Crédit Mobilier in Frankreich diente als Vorbild für die neu gegründeten Geschäftsbanken, die zur Finanzierung des Eisenbahnbaus und der wachsenden Grossindustrie auf einheimische Anleger ausgerichtet waren (Finanzierungsgesellschaften).

Als Erste wurde in Genf 1853 die Banque Générale Suisse gegründet (1869 liquidiert). 1856 folgte die Schweizerische Kreditanstalt (SKA) in Zürich, 1862 die Bank in Winterthur (die 1912 mit der Toggenburger Bank zur Schweizerischen Bankgesellschaft fusionierte) und die Basler Handelsbank, 1863 die Eidgenössische Bank und 1869 die Schweizerische Volksbank (SVB) in Bern und schliesslich 1872 der Basler Bankverein, aus dem nach mehreren Fusionen 1898 der Schweizerische Bankverein (SBV) hervorging.

Die 1860-er Jahre wurden zudem von einer zweiten Gründungswelle von Kantonalbanken geprägt. Gegen Ende des Jahrzehnts begann die demokratische Bewegung, welche den Kapitalmarkt von der Bevormundung durch das Grosskapital zu befreien trachtete, diese Entwicklung zu begünstigen. Wichtigster Erfolg dieser Kampagne war 1870 die Gründung der Zürcher Kantonalbank, die sehr rasch zu einer der stärksten Banken in der Schweiz heranwuchs. 1860-80 entstanden zudem zahlreiche lokale Kreditinstitute, die nach dem Motto „Volksbank gegen Herrenbank“ auf die Bedürfnisse des Handwerks und des Mittelstands überhaupt zugeschnitten waren.

Eine Zentralbank, letztes noch fehlendes Element im Schweizer Bankensystem, erhielt 1905 eine gesetzliche Grundlage und wurde 1907 als Schweizerische Nationalbank (SNB) gegründet. Im Lauf des 20. Jahrhunderts ergänzten zwei neue Banktypen das inländische System: Finanzgesellschaften und Auslandsbanken. Erstere entstanden ab den 1890-er Jahren auf Initiative der Grossbanken, meist zur Finanzierung der Elektrizitätswirtschaft im In- und Ausland. Ausländische Banken liessen sich in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts nur zögernd in der Schweiz nieder. 1872 eröffnete die Banque de Paris et des Pays Bas eine Niederlassung, 1872 der Crédit lyonnais. In den 1920-er Jahren folgten die Lloyds Bank, die Barclays Bank und die American Express Bank. Die grosse Masse der ausländischen Banken liess sich jedoch erst nach 1945 in der Schweiz nieder.

Die Bankenstatistik unterscheidet verschiedene Typen von Banken, von der Grossbank bis zu den Raiffeisenkassen. Die Kategorien sind nicht gemäss funktionalen Kriterien gebildet, da sich Schweizer Banken durch grosse Flexibilität und eine Tendenz zur Universalbank auszeichnen. So gewähren beispielsweise sämtliche Banken Hypothekardarlehen, allerdings in unterschiedlichem Umfang. 1950 machte diese Sparte lediglich 6% der Aktiven bei den Grossbanken aus, gegenüber 70% bei den Sparkassen und 59% bei den Kantonalbanken; 1995 betrugen die jeweiligen Anteile 24%, 71% und 60%. Auf den Anteil am Hypothekarmarkt bezogen, überboten die Grossbanken 1995 mit 39% sowohl die Kantonalbanken (36%) als auch die Sparkassen (20%). Seit Beginn des 20. Jh. sind die Gross- und die Kantonalbanken die beiden stärksten Bankengruppen in der Schweiz. Fielen 1880 noch 60% der Bilanzsumme aller Banken auf die anderen Bankinstitute, so betrug deren Anteil 1913 nur mehr 35% und verringerte sich bis 1990 auf 32%.